Frühjahrstreffen des BMW 6er Club e.V. vom 31.05. – 03.06.2018 im Allgäu
Griaß Di God scheene Gegnd, servus beinand und do legst Di nieda
Ja so san´s, die Schwaben. Offiziell sparsame Häuslebauer, doch der wahre Schwabe und nur als solche kennen wir Hans und Erika Reyinger, lebt nach dem Motto „Klotze, ned kleckerle“.
Denn wenn die beiden ihre Wunderkiste aufmachen, schlägt keine Kuckucksuhr, sondern Thors Hammer. Das war vor 14 Jahren in Breitenau so, das war jetzt im Allgäu so. Mit den später angereisten Tagesgästen kratzten wir an der 100er Marke d.h. bei der Ausfahrt am Samstag standen an die 50 Autos in der schönen Gegend – do legst Di nieda (und stehst nimma af).
Und wer jetzt denkt, was Thor mit den Schwaben (und somit dem 6er Club) zu tun hat, der solle wissen, dass wir nun auch ein Mitglied aus Norwegen haben und ihn, auf eigener Achse angereist, auch tatsächlich begrüßen konnten !
Reyinger´s Riesentreffen brauchte natürlich auch den standesgemäßen Rahmen. Den bot die Natur nicht nur mittels der Allgäuer Bergwelt, sondern auch mit dem entsprechenden Wetter. Richard Wagner´s Götterdämmerung war bei Anreise angesagt mit Blitz, Donner, Hagel und Wolkenbruch.
Weniger theatralisch war die Begrüßung im Hotel, hochkonzentriert den Meldeschein ausfüllend kam ein „Hattest Du eine gute Anreise, Gerhard“, reflexartig hatte ich schon ein „na klar, Schatzi“ bereit, welches gerade noch mit Biss auf die Zunge gestoppt werden konnte, auch weil der Fragende Sven hieß. Per se per Du, aha so funktioniert das hier. Na dann servus beinand.
Sanftes Glockengeläut friedlich grasender Rindviecher bimmelte uns am Freitag aus dem Schlaf und gerade noch das Abendessen des Vorabends im Hotel Post verdaut, machten wir uns daran das Sportler-Self-Service Frühstücksbuffet zu plündern. Und wie funktioniert dieses nun hier ? Weiche Eier 7 Minuten, harte 10 Minuten, ganz harte länger – ah so, äh danke, Sven.
Habe die Ehre, Ludwig ! Was ist nur mit Deinem Neuschwanstein passiert ? Privat sollte es sein, nur für Dich und Deine Götterdämmerung und nun das: 6000 Besucher am Tag, über 1,5 Millionen im Jahr. Eingecheckt wird man wie beim Mallorca Pauschalurlaub um dann in 30 Minuten durchgeschossen zu werden, vorbei an Deinem Bett, Deinem Kleiderschrank, hindurchgejagt durch Deinen leeren Thronsaal, Deinem Sängersaal und Deiner kalten Küche. Vorbei an Kitsch Made in China und vorbei an Horden von Gruppen die Fähnchen schwingenden Führern folgen, allesamt ebenfalls Made in China.
Egal wie Du zu Tode gekommen bist, sei froh, dass Du das nicht mehr sehen musst. Obwohl es doch so sehenswert ist. Aber am schönsten ist Dein Refugium immer noch mit Blick von der Marienbrücke aus, zu der sich einige von uns an Dschingis Kahn´s Nachkommen vorbeikämpften. Das Panorama auf Dein Schloß und die bodenlose Schlucht unter den Füßen ist wirklich einmalig.
Und weil das andere Schloß Deiner Familie so stiefmütterlich behandelt wird, haben wir uns erlaubt vor Hohenschwangau unser Gruppenfoto aufzunehmen, Du gestattest doch ?
Aber auch die modernen Konstruktionen des Allgäu sind bemerkenswert, denn nach dem Mittagsimbiss in Fischen, wurden wir deutlich gemütlicher und mit noch deutlicherer Sachkenntnis durch die Schattenbergschanze geführt. Dass jetzt die seltsame Fremdfirma mit den 4 Ringen der Namensgeber ist und nicht mehr das zünftige Erdinger Weißbier, war gerade so zu verdauen, in weiser Voraussicht hatten einige von uns im Kreuzwirt vorher ein Schnapserl gekippt. War auch gut so, denn so steil wie die Sprungschanze ist, kann einem leicht mal schwindelig werden.
Weiter durch das idyllische Allgäu ging es schließlich noch zu Brauerei und der dazugehörigen Gaststätte des Engelbräu in Rettenberg. Und dass das Allgäu nicht nur die schönsten sondern auch die größten Rindviecher zu bieten hat, bewies der Wirt auf ganz außergewöhnlich eindrucksvolle Art. Dass man ihm keine Glocken umgehängt hat, lässt darauf schließen, dass es kein großer Verlust wäre, ginge er verloren.
Dafür grasten die Kühe weiterhin friedlich vor den Hängen des Explorer Hotels in Nesselwang, welches ja unsere Duz-Burg für 3 Tage war.
Meine zu harten Eier frühmorgens einsammelnd ging es dann mit besagtem Riesenkorso am Samstag zur großen Allgäu-Rundfahrt. Was für ein Himmel, was für eine Landschaft. Wolkentürme bauten sich über teils schneebedeckten Felsendomen auf und am Imberghaus erwartete uns ein Fernblick, der auch dem Kini gefallen hätte. Richtung Riedbergpass und auf dem Oberjoch begann es zwar zu regnen, das Bergische-Land-Deja-Vu blieb jedoch aus und Erdbeertörtchen und Cappuccino schmecken ja bei jedem Wetter.
Im Tannheimer Tal auf der österreichischen Seite schlug dann die Idylle nochmal voll zu, quasi als Abschiedsgruß standen glückliche Kühe auf saftigen Wiesen, an klaren Gebirgsbächen – und mitten auf der Fahrbahn. Nicht weil die ausgebüxt waren, sondern weil das dort eben so ist. Eine Kuh sah mir mitten in die Augen, die Kleine, aber ob sie mich im 6er beneidete oder dachte armer Hund in blecherner Sardinenbüchse, bleibt ihr Geheimnis. Vielleicht aber mag es so sein, daß nicht nur Könige Sehnsüchte haben, sondern auch Rindviecher. Das andere Rindviech vom Engelbräu war weit und breit nicht zu sehen…
Am Abend war dann fast schon wieder alles vorbei und doch kam noch etwas sehr Wichtiges: wir konnten so viele neue Mitglieder wie schon lange nicht mehr bei uns begrüßen, als krönender Abschluss zu einem Riesen – und riesigen Treffen. Wir wachsen wieder und das haben wir all den Leuten wie Hans und Erika zu verdanken, die seit Jahren aus den Clubtreffen Erlebnisreisen unter Freunden und 6er Fahrern machen.
Darum hieß es zwar Pfiad Di Allgäu aber auch a bientot et bienvenue en Alsace !
Ein paar Tage später bekam ich eine E-Mail:
„ Na bist Du auch gut nach Hause gekommen, Gerhard ?“ Ja danke, Sven !
Gerhard Holmer