Bericht zum Frühjahrstreffen des BMW 6er Club e.V. vom 29.05. – 01.06.2014 im Harz
Ein verhextes Treffen
Da wir alle einmal klein waren, kann sich vielleicht der eine oder andere an das Kinderspiel „Spukschloss“ erinnern. Darin tauchen 4 Hexen auf, die dem Spieler entweder helfen, oder ihm das Leben schwer machen. Die gute Gerti, die listige Lizzy, die wüste Wally und die böse Berti.
Diese vier Damen (Weiber ist heutzutage nicht mehr politisch korrekt), waren bei unserem Frühjahrstreffen nicht nur im Geiste bei uns. Jede tat das ihrige, um das diesjährige 6er – Treffen im Harz (bekanntermaßen der Hauptversammlungsort aller Hexen Deutschlands) und welches von Familie Fritzke organisiert wurde, zu einem erinnerungswürdigen Erlebnis werden zu lassen.
Doch nicht nur Mystisches war es, welches uns dauerhaft verfolgte, sondern auch der Geist von Erich H. und aller Genossinnen und Genossen einer ehemaligen, (sogenannten) demokratischen Volksrepublik. Der oberste Genosse im Geiste nahm uns dann auch augenblicklich bei Anreise in Beschlag.
Man könnte sagen, es war endlich einmal eine Herberge, welche von innen das hielt, was sie von außen versprach. Authentisch als SED-Gedächtnis-Haus mit viel Liebe zum bröckelnden Detail erhalten, hieß uns die Betreiberfamilie sogleich mit der Herzlichkeit und dem Charme einer Volksarmee-Grenzpatroullie willkommen. Die kollektive Abendspeisung mit Schwein und Pute war in der an das Hotel angrenzenden Halle des Volkes geplant und organisiert. Wer vorher Nahrung und Getränke zu sich nehmen wollte (oder musste, da 600 km Anreise) flüchtete sich in ein nahegelegenes, eher dem Kapitalismus zugeneigten Hotel.
Doch wären wir nicht die coole Truppe vom E 24 Club, ließen wir uns durch irgendeine Kolchosen-Mentalität die gute Laune verderben. Denn auch wenn es diesmal etwas weniger Teilnehmer waren, so war doch der harte Kern anwesend, um die über die Jahre gewachsenen Freundschaften in bester Club-Tradition zu pflegen.
Zusätzlich hatte Familie Fritzke´s muntere Gang eine Event-Managerin engagiert, die – nach eigenen Angaben – eine Wetterhexe sei (optisch zumindest eine Mischung aus Jacop Sisters und Alice Cooper) und welche sogleich als Demonstration ihrer Macht das anfangs miese Wetter mit ihren Fingern einfach wegschnippte.
Oben erwähnte listig-schelmische Lizzy hatte wohl schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass der PR-Beauftragte des Clubs zwar seine PR-Beauftragten-Kamera dabei hatte, jedoch die PR-Beauftragten-SD-Speicherkarte für diese Kamera im Nicht-PR-Beauftragten Laptop zu Hause stecken ließ. Sehr fein, dass die gute Gerti im Gegenzug die Event Managerin dazu brachte, am zweiten Tag eine neue SD-Karte zu besorgen, um somit die Fotodokumentation für den dritten Tag zu sichern. Herzlichen Dank nochmals hierfür !
Doch alles der Reihe nach:
Am Freitag ließen wir unsere Coupés erst einmal stehen und wurden von einem netten Busfahrer mit fremdländisch klingendem Akzent und Luxus-Bus abgeholt, um zunächst die Traditionsbrennerei in Nordhausen zu besuchen. Ein Bubi von 20 Jahren erklärte gewitzt die diversen hochprozentigen Spezialitäten des Hauses, welche zugleich in homöopathischen Dosen zum Probieren verabreicht wurden. Nach kurzer Führung verließen wir leicht erheitert das Gebäude und wurden weiter zum Barbarossa-Monument in der Nähe von Kyffhäuser chauffiert, um unterhalb des mächtigen Denkmals bei Kartoffelsuppe und Knackwurst einen Mittagsimbiss einzunehmen. Leider gab es keinen Nachschlag, denn die Suppe war hausgemacht und ausgesprochen lecker.
Damit wir dieses spezielle (N)ostalgie-feeling nicht zu frühzeitig vergessen, wurden wir nach der Weiterfahrt zum Panoramamuseum Frankenhausen, erneut von begrenzt charmanten Türvorstehern im schicken FDJ-Grau begrüßt und kurz danach in die Geheimnisse des dort ausgestellten, riesigen Panoramabildes eingeweiht. Eine bayrisch-schwäbische Clique ergründete vorzeitig lieber die Geheimnisse von Käsesahne und Eiskaffee mit Panoramablick über die sonnenbeschienene Landschaft.
Unter dem Motto „Lerne Deine Heimat kennen“, rangierte der weiterhin mit fremdländischem Akzent gesegnete Busfahrer uns dann ausgiebig über Wege und Umwege zurück zum Hotel, sodass die Zeit zum „Frischmachen“ zwecks Umstieg in einen neuen Bus und Weiterfahrt zum Elvis-Konzert, recht knapp bemessen war und einige diesen neuen Shuttle gar verpassten.
Während der Hauptteil der Gruppe zu „Elvis-why-not“ abrockte und das Tanzbein schwang, da Michael und Mario Fritzke, wie schon in Bad Dürkheim, ihr Bestes gaben und die Luft zum Vibrieren und den Boden zum Beben brachte, genossen einige andere den Abend im zuvor erwähnten benachbarten Hotelrestaurant bei Kerzenlicht und Wein. Mit „Jeden das Seine“ als Motto, wurde es ein vergnüglicher Abend für alle, denn dafür steht bekannter Maßen unser Club-Leben.
Die Demokratie wurde dann ohnehin wieder jäh in ihre Schranken verwiesen, da der für den Club typische Absacker an der Hotelbar vom großen Vorsitzenden des Drei-Annen-Hotels schon im Vorfeld annulliert wurde. Anscheinend war das Plansoll für diesen Tag bereits erfüllt. Aber Tankstelle und Nachbarhotel sei Dank, gab es einen verkleinerten Gute-Nacht-Umdrunk in einer kuscheligen Nische unseres Heims.
Dann kam der nächste Tag mit der Ausfahrt durch den Harz und mit diesem Tag trat die wüste Wally in Aktion. Was dieses Luder an Umleitungen quer durch Wernigerode verteilt hatte, war ja wirklich eine Gemeinheit. Selbst Ortskundige irrten kurzzeitig durch die engen Gassen. Doch fanden wir trotzdem zur Glasmanufaktur in Derenburg, wieder zurück durch Wernigerode hindurch und weiter zur Köhlerei Stemberghaus, wo erneut ein Süppchen auf uns wartete. Das Parken war zwar etwas abenteuerlich, aber jeder fand schließlich ein Plätzchen und der frische Wind trug bereits den Duft von Holzkohle und Gulaschkessel über den Platz.
Weiter ging es nach der Pause über mehr oder weniger gute Straßen hinauf zum idyllisch gelegenen Forsthaus Todtenrode, wo wir uns ganz entspannt in frühsommerlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen von den zurückgelegten Kilometern erholen konnten. Wer jetzt gedacht hat, dass, so kurz vor Ende der Ausfahrt, die letzte und boshafteste der 4 Hexen uns vergessen hätte, irrte leider. Die böse Berti verhexte offensichtlich das Fahrzeug unserer Kollegen aus dem Sauerland und alle Versuche mit fachmännischen Ratschlägen das Auto wieder zum Laufen zu bringen, halfen nichts. Der Motor schwieg. Der ADAC musste schließlich mit Abschleppwagen und Leihwagen kommen und so erreichten Sigrid und Rudolph das Hotel spät, dafür aber unter Applaus. Auch dafür steht der Club, jedem wird so gut wie es geht geholfen und wenn auch „nur“ auf moralischem Wege.
Damit hätten alle 4 Hexen unser Treffen im Harz mehr oder weniger heimgesucht und teilweise ordentlich durcheinandergebracht, nun ja – wenn man sich auch ins Zentrum ihrer Aktivitäten wagt, muss man mit Besonderem rechnen.
Aber würde das Normale dem E 24 Club genügen ? Eben !
Am letzten Abend wurde dann sogar seitens des SED-Gedächtnis-Hauses dem Luxus geradezu hemmungslos gefrönt, da es einen Grillabend gab (richtig, mit Schwein und Pute) und man bereitwillig und mit einem verhaltenen Lächeln (!) Getränke bis später als 22 Uhr servierte. Der PR-Beauftragte des Clubs brauchte 4 große Dunkle um mit der neuen Situation klar zu kommen und eine Hamburgerin kreierte zur Feier des Tages gar einen neuen Drink: dunkles Bier gemischt mit gelber Limo und geheimen Gewürzen. Farblich dem FDJ Halstuch nicht unähnlich einigten wir uns auf den Namen „dunkles Radler“.
Lass es Dir patentieren, Petra !
So plauderten unsere Mitglieder bis spät in den Abend über vergangene Treffen, vergangene Club-Präsidenten, das zukünftige Herbsttreffen 2015, über Kollegen mit neuem 6er bei gleichzeitigem Hauptschulabschluss, oder einfach nur über dies und das.
Ein Thema war natürlich auch das Treffen im Herbst, welches diesmal von Familie Koch im wunderschönen Schwerin und an der rauschenden Ostsee organisiert wird.
Also dann, Ihr Windbräute und Leichtmatrosen, Ihr Landratten und Wasserflöhe: Anker lichten, Leinen los bei hart an den Wind und ab an die Waterkant !
Gerhard Holmer